Die chemischen Folgeprodukte der $^{191}$Ir {n, $\gamma$) $^{192}$Ir-Kernreaktion in Ir-IV-Hexachlorokomplexen, ihre Identifizierung und ihre Rolle bei der thermischen und Gammastrahlenausheilung
Die chemischen Folgeprodukte der $^{191}$Ir {n, $\gamma$) $^{192}$Ir-Kernreaktion in Ir-IV-Hexachlorokomplexen, ihre Identifizierung und ihre Rolle bei der thermischen und Gammastrahlenausheilung
1.) Der (n,$\gamma$)-Kernprozeß und seine chemischen Folgeerscheinungen. Im Jahre 1935 veröffentlichten Szilard und Chalmers eine Arbeit, in der sie von der Möglichkeit berichten, $^{128}$J in anorganischer Form von neutronenbestrahltem Äthyljodid durch Extraktion abzutrennen.$^{(1)}$ Diese Reaktion...
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Personal Name(s): | Bell, R. (Corresponding author) |
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Contributing Institute: |
Publikationen vor 2000; PRE-2000; Retrocat |
Imprint: |
Jülich
Kernforschungsanlage Jülich, Verlag
1964
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Physical Description: |
94 p. |
Document Type: |
Report Book |
Research Program: |
ohne Topic |
Series Title: |
Berichte der Kernforschungsanlage Jülich
181 |
Link: |
OpenAccess OpenAccess |
Publikationsportal JuSER |
1.) Der (n,$\gamma$)-Kernprozeß und seine chemischen Folgeerscheinungen. Im Jahre 1935 veröffentlichten Szilard und Chalmers eine Arbeit, in der sie von der Möglichkeit berichten, $^{128}$J in anorganischer Form von neutronenbestrahltem Äthyljodid durch Extraktion abzutrennen.$^{(1)}$ Diese Reaktion, die den Weg wies zur Darstellung trägerfreier Aktivitäten, wurde zum Grundstein der "heißen Chemie" (hot atom chemistry). Die Erklärung für das Auftreten radioaktiver Isotope in einer anderen chemischen Form als der ursprünglich bestrahlten Verbindung - hier also anorganisches $^{128}$J aus einer organischen Jodverbindung - lieferten Amaldi, Fermi et al.$^{(2)}$ Sie machten den Kernrückstoß für den Bruch der chemischen Bindung verantwortlich. Zur Stabilisierung seines Energiezustandes nach dem Neutroneneinfang sendet der Kern $\gamma$-Strahlen aus. Der hierbei auf diesen ausgeübte kinetische Rückstoß ist groß genug, um ihn aus dem Atomverband herauszuschießen. Auf der Suche nach Systemen, die sich für den Szilard-Chalmers-Prozeß zum Zwecke der Gewinnung von trägerfreien Isotopen für Anwendungen in der Forschung oder Industrie eigneten, entdeckte man eine Vielfalt von chemischen Folgeerscheinungen des Kernprozesses, denen bald das Hauptinteresse der Wissenschaftler galt.$^{(3, 4)}$ Es wurden feste, flüssige und gasförmige Systeme, organische und auch anorganische Verbindungen zum Studium herangezogen. So wurde als Folge des (n,$\gamma$)-Prozesses vielfach Reduktion beobachtet; Reaktorbestrahlung von Phosphat, Arsenat und Tellurat liefert z.B. Aktivität in Form von Phosphit, Arsenit und Tellurit.$^{(5, 6)}$ Perchlorate, Chlorate, Bromate und Periodate werden reduziert zu Chlorid, Bromid und Iodid. $^{(7, 2, 8, 9)}$ Aber auch Oxydation, wenn auch weitaus seltener, wie z.B. die Bildung von KRe$O_{4}$ bei der Neutronenbestrahlung von $K_{2}ReCl_{6}^{(10, 11)}$ wurde beobachtet. Alle diese Vorgänge waren dazu angetan, das Interesse für die heiße Chemie zu wecken. In dem Augenblick, wo der Atomkern ein thermisches Neutroneinfängt, wird er um die Bindungsenergie des Neutrons reicher, die etwa 6-9 MeV beträgt. Die Überschußenergie gibt er ab, indem er ein Gammaquant bzw. eine Kaskade von mehreren Gammaquanten ausstrahlt. Die hohe kinetische Energie = Rückstoßenergie, die der Kern durch die Ausstrahlung der Gammastrahlung erhält, ist in ihrem Betrag natürlich von der Energie der einzelnen Gammaquanten, von ihrer Richtung und schließlich auch von ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge abhängig. Für ein einzelnes Gammaquant läßt sich die Rückstoßenergie mit folgender, aus dem Impulserhaltungssatz hergeleiteten Formel berechnen: E$_{r}$=$\frac{536E _{\gamma}^{2}}{A}$ eV [...] |